Jung, dynamisch und vielfältig zeigt sich das Schweizer Stiftungswesen im Stiftungsreport 2020: Gesellschaftliche Trends spiegeln sich in Stiftungszwecken wider, und immer mehr Stiftungen engagieren sich politisch. Von Kathrin Reikowski

Ende 2019 zählte die Schweiz 13’293 gemeinnützige Stiftungen – mit 349 neu gegründeten Stiftungen wurde der Abwärtstrend bei Neugründungen aus den letzten Jahren gebremst. Obwohl mit 216 aufgelösten Stiftungen die Zahl der Liquidationen einen neuen Rekord erreichte, befindet sich das Stiftungswesen damit auf einem soliden Wachstumspfad. Der Grossteil der Stiftungen (70 Prozent) ist jünger als 30 Jahre.

Die Stiftungszwecke der neu gegründeten Stiftungen spiegeln dabei gesellschaftliche Themen wider – so haben etwa zwölf Prozent der neuen Stiftungen einen Bezug zu Umweltthemen (im Gegensatz zu sechs Prozent beim Gesamtbestand der Stiftungen). Unter den Umweltstiftungen spielt dabei die Ressource „Land“ mit 78 Prozent aller kategorisierbaren Stiftungen eine deutlich grössere Rolle als Wasser (16,5 Prozent) und Luft (5,5 Prozent).

Dass sich auch 5,3 Prozent der neu gegründeten Stiftungen (im Vergleich zu 1,8 Prozent beim Gesamtbestand) den Stiftungszweck Advocacy gegeben haben, bestätigt einen europäischen Trend: Immer mehr Stiftungen engagieren sich selbst politisch.

Basel-Stadt weiter Stiftungshochburg

Mit 45 Stiftungen auf 1’000 Einwohner weist Basel-Stadt immer noch die mit Abstand höchste Stiftungsdichte auf, gefolgt von Graubünden (29) und Zug (27,5). In den Kantonen Bern und Aargau, die sich mit sieben bzw. 13,2 Stiftungen auf 1’000 Einwohner im unteren Drittel befinden, wurden Studien in Auftrag gegeben, die Massnahmen zur Förderung von Stiftungen erarbeiten sollen.

„Das Verhältnis zwischen Politik und gemeinnützigem Stiftungssektor ist ein kompliziertes. Auf beiden Seiten sind oft Unverständnis und fehlendes Wissen über den anderen anzutreffen“, schreiben die Autoren der Studie. Doch Initiativen wie die aus Bern und Aargau zeigten, dass „Bewegung in die Beziehung“ kommt, so die Autoren weiter. Beleg dafür sei auch „Philanthropy Advocacy“, ein Gemeinschaftsprojekt von Dafne, dem Donors and Foundations Networks in Europe, und dem European Foundation Centre EFC, das europaweite Philanthropie vereinfachen soll.

Grosse Veränderungen im Stiftungsrecht könnten anstehen durch die Initiative „Schweizer Stiftungsstandort. Stärkung“, die im Jahr 2014 angeregt und 2019 in einen Vernehmlassungsentwurf umgesetzt wurde. Die parlamentarische Initiative soll Vereinfachung und mehr Transparenz bei Stiftungsaufsichtsbeschwerden schaffen.

Gerade auch im Zusammenhang mit rechtlichen Unsicherheiten bei Stiftungsaufsichtsbeschwerden setzen die Autoren der Studie Hoffnung auf die anstehenden Gesetzesänderungen. Zwar sei es im Bereich der Rechtssprechung „ein eher ruhiges Jahr“ gewesen, doch würden die ergangenen Urteile „das praktische Bedürfnis für eine Regelung im Sinne des Vernehmlassungsentwurfs“ zeigen. Aus allgemeinen Gesetzgebungsverfahren wirkten sich insbesondere die Modernisierung des Erbrechts, die Revision des Handelsregisterrechts und die Revision des Datenschutzgesetzes auf Stiftungen aus, so die Autoren.

Corona-Empfehlungen

Im Hinblick auf die Coronakrise empfiehlt der Stiftungsreport, bereits zugesagte Förderbeiträge auch dann auszuzahlen, wenn Projekte noch nicht beginnen oder vereinbarte Meilensteine nicht erreicht werden können, sowie alternative Formate für Veranstaltungen und Projekte zu suchen. Stiftungen werden ausserdem ermutigt, sich kulant und flexibel zu zeigen und – wo möglich – zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen.

Der Report ist auf www.swissfoundations.ch zu finden.

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