Stiftungen sind in der Coronakrise mitunter doppelt betroffen: Zum einen sorgt die Entwicklung an den Kapitalmärkten für Unsicherheit, zum anderen ist die operative Arbeit erheblich erschwert – in der Bundesrepublik, in Europa und weltweit.

So ist die Pandemie etwa für die Björn-Schulz-Stiftung eine ganz besondere Herausforderung. Die gemeinnützige Organisation mit Sitz in Berlin engagiert sich für lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien. Sie muss daher nicht nur besonders starke Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um Infektionen zu vermeiden, sondern auch manche ambulante Betreuung reduzieren. „Wir können derzeit nur eingeschränkt in die Familien fahren.“

Angebote in Zwangspause

Auch weitere Angebote befinden sich in einer Zwangspause, die ehrenamtliche Arbeit ist derzeit ausgesetzt. „Unser Second-Hand-Laden, die Schatzinsel, bleibt bis auf Weiteres geschlossen.“ Alle Veranstaltungen wie Gruppen- und Trauerangebote, Akademie- und Vorbereitungskurse, Ehrenamtstreffen etc. seien bis auf Weiteres abgesagt. Wie viele Unternehmen hat auch die Björn-Schulz-Stiftung nach alternativen Lösungen für die tägliche Arbeit gesucht. „Damit so viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wie möglich von zu Hause arbeiten können, haben wir kurzfristig für alle im Verwaltungsbereich mobile Arbeitsplätze eingerichtet.“

Schon jetzt ist klar, dass die Situation auch strukturelle Folgen haben wird: „Diese Entwicklung und die getroffenen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus werden bei uns zu hohen, unvorhersehbaren finanziellen Einbußen führen, deren Ausmaß wir derzeit noch nicht abschätzen können“, so die Stiftung. Die Absage von Spendenevents, Schulaktionen, Unternehmensaktivitäten, des Sommerfests und vieler anderer Veranstaltungen mindere die Spendeneinnahmen. „Welche staatlichen Unterstützungen wir während und nach dieser Krise nutzen können und werden, ist noch nicht abzusehen.“

Die Ärmsten im Blick

Home-Office bestimmt bei der Christoffel-Blindenmission seit Mitte März den Arbeitsalltag. „Sämtliche Veranstaltungen, die die CBM in Deutschland organisiert, wurden bereits Anfang März bis auf weiteres abgesagt. Dazu gehören zum Beispiel auch Informationsveranstaltungen mit Spenderinnen und Spendern“, sagt Esther Dopheide, die den Bereich PR und Interne Kommunikation leitet. Zur Koordination aller Maßnahmen und zum Schutz der Gesundheit aller Mitarbeitenden habe die CBM bereits Ende Februar ein bereichsübergreifendes Team gebildet.

Die Projekte der CBM richten sich an Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. „Sie sind nicht nur in Bezug auf die aktuelle Corona-Pandemie eine besonders gefährdete Risikogruppe. Sie leiden am meisten unter schlechter Gesundheitsversorgung und erhalten oftmals als letzte Hilfe“, sagt Dopheide. In Entwicklungsländern fehle es grundsätzlich an Krankenhäusern, Ärzten und Pflegepersonal. „Ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit ist es daher, medizinisches Personal auszubilden, um die Gesundheitssysteme in den ärmsten Ländern der Welt zu stärken. Außerdem führt die CBM schon seit Jahren wegen anderer Krankheiten Hygiene-Schulungen in der Bevölkerung durch. Die aktuelle Krise zeigt, wie wichtig diese Arbeit ist.“

Wie für die Björn-Schulz-Stiftung ist auch die Christoffel-Blindenmission bemüht, die Spenderansprache aufrechtzuerhalten. „Deswegen bauen wir die schriftliche, telefonische und virtuelle Kommunikation aus und arbeiten gleichzeitig an neuen Formaten, um unsere Spender zu informieren und mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Wir überlegen beispielsweise, Informationsveranstaltungen mit Spendern demnächst auch als Webinare abzuhalten.“

Auch World Vision hat eine internationalen Ansatz. Die Organisation nimmt die Pandemie als Anlass,  das Engagement weltweit zu verstärken – zunächst in 17 besonders gefährdeten Ländern. „Zu diesen Ländern zählen unter anderem krisengeschüttelte Staaten wie Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Syrien und Haiti. Die Schwerpunkte der Maßnahmen liegen in den Bereichen Prävention (Hygiene, Aufklärung), Unterstützung der Gesundheitssysteme und Kinderschutz.“ Zu den ersten Maßnahmen zähle die Einrichtung öffentlicher Waschstationen, Ausrüstung und Ausbildung von Gesundheitsmitarbeitern, Bargeldausgabe und die Verteilung von Lebensmitteln an Menschen in Quarantäne.

Infektionsgefahr in Flüchtlingslagern

World Vision befürchtet, dass sich das Virus vor allem in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen und in Gebieten, die von Krisen betroffen sind, rasant ausbreiten könnte. Grund dafür seien eine mangelnde Grundversorgung von Millionen Menschen und krankheitsfördernde Lebensumstände in Teilen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Juliane Chiroiu, Gesundheitsexpertin von World Vision Deutschland, weist auf die besonders schwierige Situation in Flüchtlingslagern hin: „Wir müssen in den Lagern unbedingt den Ausbruch von Corona verhindern. Gelingt das nicht, wird es katastrophal, denn es gibt bei weitem nicht so gute Behandlungsmöglichkeiten wie in normalen Städten, erst recht nicht wie in den westlichen Industrieländern. Die Kliniken dort haben wenige oder keine Beatmungsgeräte zum Beispiel.“

Zudem seien in Krisengebieten viele Menschen bereits geschwächt durch Mangelernährung und andere Krankheiten. „Das gilt auch für Geflüchtete in afrikanischen Ländern wie zum Beispiel in Kenia oder dem Nordosten der Demokratischen Republik Kongo, der gerade erst mühsam eine 19-monatige Ebola-Epidemie überwunden hat, die von Masern, Cholera, Hunger und anhaltenden Kämpfen verkompliziert wurde.“

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