Albrecht von Brandenstein-Zeppelin, Urenkel von Graf Ferdinand von Zeppelin, strebt die Einsetzung eines Notvorstands für die Zeppelin-Stiftung an. Es ist das nächste Kapitel in einem Streit, der bereits beendet schien.

Anfang des Jahres schien der Konflikt um die Zeppelin-Stiftung beendet, doch nun startet Albrecht von Brandenstein-Zeppelin einen erneuten Versuch: Wie die Schwäbische Zeitung berichtet, hat der 72-jährige Urenkel Graf Ferdinand von Zeppelins beim Amtsgericht Ulm einen Antrag gestellt, einen Notvorstand für die von seinem Urgroßvater gegründete Zeppelin-Stiftung einzusetzen. Von Brandenstein-Zeppelin behauptet, dass das Vermögen der Stiftung zu Unrecht seit 1947 der Stadt Friedrichshafen gehört.

Ein langer Rechtsstreit

Albrecht von Brandenstein-Zeppelin hatte im Juni 2022 eine weitere Niederlage vor dem Verwaltungsgerichtshof des Landes Baden-Württemberg erlitten. Damit war der Versuch, die Zeppelin-Stiftung in ihrer alten Form wiederherzustellen und die Kontrolle über sie von der Stadt Friedrichshafen zu übernehmen, gescheitert.

Seit 2015 hatte er vor verschiedenen Instanzen geklagt und war sowohl beim Regierungspräsidium Tübingen als auch vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen und dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim gescheitert. Dasselbe gilt für zwei Zivilprozesse vor dem Landgericht Ravensburg und dem Oberlandesgericht Stuttgart.

Zeppelin-Stiftung soll „revitalisiert“ werden

Aus der Sicht des Zeppelin-Urenkels war die Auflösung der Zeppelin-Stiftung 1947 unrechtmäßig, ebenso die Übertragung an die Stadt Friedrichshafen. Hintergrund des Streits ist der Wegfall des ursprünglichen Stiftungszwecks. Zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs war der Bau von Luftschiffen durch den Alliierten Kontrollrat verboten worden. Für derartige Fälle hatte Graf Zeppelin festgelegt, dass das Vermögen der 1908 gegründeten Stiftung der Stadt Friedrichshafen für wohltätige Zwecke zufallen sollte. Diese gründete als Rechtsnachfolgerin die heutige nicht rechtsfähige Stiftung. Als Hauptanteilseignerin hält die von der Stadt Friedrichshafen verwaltete Zeppelin-Stiftung rund 93,8 Prozent der Aktien der ZF Friedrichshafen AG, aus deren Dividenden sie die wohltätigen Zwecke fördert. Diesen Zustand möchte von Brandenstein nun mit Hilfe eines beantragten Notvorstands korrigieren und eine „Revitalisierung“ der Stiftung erreichen. Von Brandenstein-Zeppelin betont, dass es „nicht um Vermögensansprüche“ gehe, sondern um die Wiederherstellung des ursprünglichen Stifterwillens und -zwecks, nämlich eine rechtsfähige gemeinnützige Stiftung zur Förderung der Luftfahrtforschung.

General Ferdinand Graf von Zeppelin 1916 am Fenster der Führergondel des Marine-Luftschiffes L 30.

General Ferdinand Graf von Zeppelin im Jahr 1916 am Fenster der Führergondel des Marine-Luftschiffes L 30. Foto: Bundesarchiv

Die Stadt Friedrichshafen kommentierte den Vorgang zunächst nicht, da von Brandenstein-Zeppelin nur ausgewählte Medien vorab informiert hatte. Der Stadt lägen keine Informationen über einen weiteren Antrag vor, weder von einem Antragsteller noch von einem Gericht. Man gehe jedoch davon aus, „dass ein solches Verfahren auch in diesem Fall zugunsten der Zeppelin–Stiftung und der Stadt Friedrichshafen ausgehen würde – wie bereits die vielen Verfahren zuvor, die Albrecht von Brandenstein–Zeppelin angestrengt hatte, um Einfluss auf die Zeppelin–Stiftung zu gewinnen – und verloren hat“.

Ex-OB gründet „Zeppelin Freundeskreis für Eco Flying“

Gleichzeitig mit dem Antrag auf Einsetzung eines Notvorstandes für die Stiftung hat Wolfgang Schuster, ehemaliger Oberbürgermeister von Stuttgart und seit 2019 Berater von Brandenstein-Zeppelins, den Verein „Zeppelin Freundeskreis für Eco Flying“ vorgestellt. Das Ziel ist die Schaffung eines europäischen Zentrums für Forschungskooperation in Luft- und Raumfahrt in Friedrichshafen. Im Fokus könne Schuster zufolge die Arbeit an der „Vision des nachhaltigen Fliegens“ stehen.

Gemäß den Vorstellungen des Ex-CDU-Politikers sollen diese Aktivitäten aus den Erträgen der Zeppelin-Stiftung mitfinanziert werden. Die Mittel der Stiftung kamen bisher gemeinnützigen Zwecken in Friedrichshafen, darunter Kindergärten, Kultur, Vereinen und Brauchtum, zugute. Der Freundeskreis erhält Unterstützung von verschiedenen Persönlichkeiten, darunter Wolfram Ressel (Rektor der Uni Stuttgart), Rolf-Jürgen Ahlers (Vorsitzender des Forums Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg), Georg Fundel (ehemaliger Geschäftsführer des Flughafens Stuttgart), Conrado Dornier, Roger Kehle (ehemaliger Präsident des Gemeindetages Baden-Württemberg) und Krystian Pracz (Vorstandsvorsitzender der DRF-Luftrettung).

Aktive Rolle für die Stifterfamilie?

Schuster erhält eine Aufwandsentschädigung für seine Beratertätigkeit und ist nach eigener Aussage bereit, Teil des vom Urenkel des Grafen beantragten Notvorstandes zu werden. Er strebe jedoch an, die Ziele des Freundeskreises einvernehmlich zu erreichen, und hoffe, dass sowohl die Stifterfamilie als auch der Oberbürgermeister von Friedrichshafen eine aktive Rolle in ihrer Initiative übernehmen werden, so die Schwäbische Zeitung.

„Es hat sich nichts an der Sachlage geändert: Von Brandenstein-Zeppelin hat keine Rechte an der Zeppelin-Stiftung. Es gibt nichts, über das wir mit ihm oder einem Alt-OB von Stuttgart verhandeln könnten oder sollten.“                                                                                                      Andreas Brand, Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen

Die Stadt Friedrichshafen und die Zeppelin-Stiftung haben entsprechend reagiert. Der Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen, Andreas Brand, sagt zu dem erneuten Antrag von von Brandenstein-Zeppelin: „Ein durchschaubares Manöver, mit dem erneut versucht wird, Druck aufzubauen und die Stadt zu Verhandlungen zu zwingen, um an das Geld der Zeppelin-Stiftung zu kommen. Es hat sich jedoch nichts an der Sachlage geändert: Von Brandenstein-Zeppelin hat keine Rechte an der Zeppelin-Stiftung. Es gibt nichts, über das wir mit ihm oder einem Alt-OB von Stuttgart verhandeln könnten oder sollten.“ Der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Friedrichshafener Gemeinderats hat in seiner Sitzung vom 19. Juni 2023 zudem einstimmig beschlossen, weder dem Verein näherzutreten noch Gespräche zu führen.

 

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